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Alles was so hängen bleibt

Wie ich ein Theaterstück nach St.Ötteritz holte

Zuerst einmal; ich habe es geschafft ein kleines Stück Kultur in den noch wenig kulturell beachteten Stadtteil Stötteritz zu holen. Irgendwie macht mich das ein klein wenig stolz. Das ich dies geschafft habe, liegt nicht nur allein an mir sondern auch an dem Zusammenspiel verschiedener Ereignisse und günstiger Momente.

Ich mag die Subkultur

Wie es dazu kam:

Ich nehme gerne an den kulturellen Lichtblicken und dunklen Schatten der Leipziger Subkultur teil und gehe dazu auch schon mal zu sehr eigenartigen, komischen, ungewohnten und ganz und gar verrückte Veranstaltungen. Am liebsten ist es mir, wenn da nicht zu viele Leute kommen, ich habe da immer ein Gefühl an etwas besonderem teilzuhaben was nicht jeder kennt weiß und natürlich nicht Mainstream ist. Meine Partnerin muss dann manchmal leise für sich hin leiden, wenn ich sie dann zu solchen Dingen überrede und es in die Hose geht. In den meisten Fällen ist es aber immer ein Genuss, wenn sich „kleine“ Künstler was besonderes ausdenken und die Zeit die man dort verbracht hat sehr schön und angenehm war.

Für meinen Kunstgenuss nehme ich gerne auch mal weite Wege in kauf, so ging es in letzter Zeit immer mal ins Theater Neues Schauspiel Leipzig  um dort etwas schönes zu entdecken. Das Theater liegt im Westen der Stadt und von unserem höchstgelegenen Teil der Stadt bis ins aktuell angesagte Viertel zu kommen dauert es schon ein paar Minuten. Im Dezember 2012 besuchte ich dort ein sehr schönes Stück „Peregrinus und Meister Floh“ mit Michael Rousavy und war sehr angetan vom Stück, Bühnenbild und Darsteller. Es begab sich nun, dass im letzten Jahr Rousavy erneut in mein Blickfeld geriet, mit einem satirischen Stück zur Völkerschlacht. Das wollte ich sehen!

Frust im Westen

Meine Partnerin war dieses Mal gleich dabei da sie den Künstler schon kannte und wir versprachen uns einen schönen vergnüglichen Abend und machten uns auf die Socken. Es war Mittwoch, der Babysitter wurde besorgt die Zeichen standen günstig und wir konnten rechtzeitig los, waren auch zur Zeit da – nur – der Künstler nicht. Der kam auch nicht mehr – angeschmiert!

Wer selbst Elternteil ist weiß wie mühsam es ist sich Zeit zu beschaffen, Babysitter zu besorgen und dann muss auch noch alles gesund bleiben. Tja und dann klappt es nicht. Wir waren sauer, die Bedienung der Bar wußte auch nicht weiter und mit uns warteten noch ein paar Leute. Da späte keine Nachricht vom Künstler kam und man nicht wußte ob überhaupt noch was passierte sind wir dann abgedüst und haben uns alternativ – was zu dieser Zeit nicht ganz einfach ist – eine andere Veranstaltung – allerdings nur im Kino gesucht.

Mir ging die Sache noch eine Weile im Kopf rum und da mich das nicht in Ruhe lies schrub ich eine Mail an den Künstler bzw. an das Schauspiel  und beschwerte mich. Eine Info wäre ja zumindest schön gewesen, es kann ja auch was passiert sein aber dass man ohne was da sitzt und wartet war schon sehr unschön.

Die Kultur und das Elternproblem

Szenenwechsel:

Da unser Stadtteil künstlerisch nicht viel zu bieten hat müssen wir – wie gesagt – immer weite Wege in kauf nehmen. Die meisten Veranstaltungen, vor allem Theater, fangen für Eltern zu ungünstigen Zeiten an. Wer kann denn schon 19:30 Uhr zu einem Theaterstück gehen – da jongliert man gerade mal mit der Zahnbürste rum um sie den Nachwuchs in den Mund zu bekommen. Eingeschlafen ist er dann auch noch lange nicht. Dem Babysitter möchte man diesen Stress nicht antun der würde dann nie wieder kommen. Also bleiben nur Veranstaltungen die ab 20:30 Uhr anfangen – wenn alles gut geht auch mal 20:00 Uhr  dann wirds aber echt knapp, weil hinkommen muss man ja auch noch. Bloß gut das wir noch ein Auto haben, mit den Öffentlichen würde zu dieser Zeit ja gar nix gehen.

Der Hoffungsschimmer

Ehrlich – das piept mich auf Dauer an. Da kam mir ein kleine Info, die ich zum Jahresanfang im Netz gelesen hatte, gerade recht; die Stötteritzer Kulturrunde ist offen für Interessierte. Da ging ich hin! Erlebt habe ich einen kleinen Haufen interessanter Leute die sich das Thema „kulturrelle Bereicherung des Stadtteil“ auf die Fahnen geschrieben haben. Der Hintergrund ist dabei weniger das selber organisieren sondern eher das Anstoßen und Unterstützen. Aus Mangel an Anzustoßenden wird aber immer wieder selbst was organisiert und jeder hilft nach seinen Interessen, Zeit und Erfahrungen. Es ist sehr spannend zu sehen wie der zusammengewürfelte Haufen sich (nicht-)organisiert, diskutiert. lacht und dann sich daraus immer wieder schöne Projekte entwickeln.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf  und meinem Ziel für Kultur nicht immer in einen anderen Stadtteil zu fahren traf es sich, dass wir einen zweiten Versuch Rousavy und sein Ein-Personen-Stück NAPOLEONS HUT ODER PONIATOWSKIS LETZTE STUNDE zu sehen starteten.

Los ging es mit fliegenden Fahnen und guter Laune – Auf in den Westen! …. und landeten erneut auf dem Boden des Frustes.

Die erneute Enttäuschung

Erneut angekommen im Neuen Schauspiel Leipzig, bereits mit etwas Sarkasmus im Gepäck, fragten wir an der Bar ob denn das Stück am Abend laufen würde oder ob der Künstler wieder nicht da ist. Die Antwort, der Künstler ist da nur keine Zuschauer. Mist! Wir dürfen warten und man gab uns ein kleines Freibier – ein sehr netter Zug – wir sahen wohl sehr zerknittert aus.

Nach einer kleinen Weile setzte sich der Künstler zu uns, der auch in der Bar auf die Zuschauer wartete und wohl die Frage nach dem fehlenden Künstler mitbekommen hatte. Er erkundigte sich danach. Wir erzählten die Story unsere Situation und der Frust der daraus entsteht. Rousavy nickte mit dem Kopf, entschuldigte sich dafür, erzählte uns die Geschichte um den verlorene Abend und bot uns an das Stück, wenn keiner weiter kommt, nur für uns zu zweit zu spielen. Eine noble Geste – aber das wäre uns etwas zu viel sagten wir. Stattdessen fragte ich ob er auch mal nach Stötteritz kommen könnte? Ja – ab einer gewissen Zuschauerzahl und dem Anteil an den Einnahmen kann er sich das vorstellen. Für das Stück bräuchte man nicht viel und den Ort müssten wir besorgen.

Meine erste selbst organisierte Kulturveranstaltung für Stötteritz entwickelte sich.

und erneute Hoffung

Beim nächsten Treffen der Kulturrunde erzählte ich von meiner Idee und bekam positive Resonanz sowie Angebote mich zu unterstützen. Orte wurden vorgeschlagen und die nächsten Schritte ausgemacht. Es lief an und das gar nicht so schlecht.

Nach ein paar Wochen, die Courage und Motivation verließ mich zwischendurch etwas, konnte ich eine kleine Bühne ausmachen die ohne große Miete ebenso mit einen Anteil an den Einnahmen zufrieden war und das Stück bei sich spielen lassen wollte. Ich traf mich mit  Janna Kargerer von der Probebühne des Theater Eumeniden der dies unterstützte, dafür seine Bühne zur Verfügung stellen wollte und dieser traf sich dann später selbst mit dem Künstler. Man wurde sich einig – alle sind gespannt wie und ob es funktioniert.

Die Kulturrunde mit Jakob vom Designbüro Kollaborat in Stötteritz erstellte die Flyer und Poster und druckte sie zu einem besonders guten Preis. Weitere hilfsbereite  Mitglieder der Kultrrunde und meine Partnerin übernahmen das Verteilen der Plakate und das Weitererzählen. Genau das macht die Kulturrunde aus – man ist mit seiner Idee nicht alleine und in der Durchführung erhält man viel Unterstützung.

Jetzt bin ich nur noch gespannt ob die Idee aufgeht und der Laden voll wird.

Am Dienstag den 06.05.2014 20:00 Uhr wird das Stück NAPOLEONS HUT ODER PONIATOWSKIS LETZTE STUNDE in der Probebühne des Theater Eumeniden Schöbachstraße 71 in Stötteritz aufgeführt.

 

kleine Theaterempfehlung – Peregrinus und Meister Floh

Vor Weihnachten war ich nach einer Spontanentscheidung zu Gast im Theater des neuen Schauspiel Leipzig und – es hatte sich gelohnt, den weiten Weg raus in den Westen zu machen.

Das Stück, welches ich hier unbedingt empfehlen möchte, ist Peregrinus und Meister Floh, welches mit den Adjektiven phantastisch und romantisch lockte, damit ein Märchen nicht nur wunderbar beschrieb sondern auch der Gemütsverfassung genau das richtige Futter bot um an diesem Abend anzubeißen.

Das kleine Stück kommt in der Gänze mit einem einzigen schön gestalteten Bühnenbild aus, welches die Stube eines einsamen Mannes, Peregrinus, zum Weihnachtsfest vllt. der vorletzten Jahrhundertwende zeigt. Drei Schauspieler, tolle Kostüme, Überraschungen und viel Liebe fürs Detail machen das Stück und die Zeit dabei zu sein zu einem vergnüglichen Kurzweil ohne die Vorweihnachtsstimmug arg zu strapazieren oder gar zu penetrieren.

Hingehen!

Leider bin ich nicht der große Rezessionist um eine große Lobhudelei abzufeuern, aber nur soviel: es lohnt sich zu überlegen eine der nächsten Veranstaltungen (4.1. und 5.1.) zu besuchen – tut es!
Ich genoss die Zeit, die angebotenen Plätzchen und den leider recht leeren Zuschauersaal gerne und da es ein kleines Theater ist, die an der Bar erworbenen Getränke am Platz zu schlürfen.
Nach der Vorstellung bietet die angeschlossene Kneipe „Tante Manfred“ ein schön ranzig aber gemütliches Flair für ein paar Getränke und da der Hype scheinbar hier noch nicht angekommen ist, genügend unaufgeregte Atmosphäre zum Quatschen und verweilen.

Ankündigung von den NSL-Seiten

„Das groteske Kunstmärchen „Meister Floh“ erzählt die Geschichte des frauenscheuen Träumers Peregrinus Tyß und dessen Begegnung mit dem weisen und gelehrten Meister der Flöhe. Am Weihnachtsabend bekommt Peregrinus Besuch von der schönen und geheimnisvollen Dörtje Elverdink, die ihn bittet einen Gefangenen herauszugeben, von dem Peregrinus allerdings gar nichts weiß. So gerät er in den Sog der phantastischen, romantischen Märchenwelt von E.T.A. Hoffmann!“

Das Neue Schauspiel Leipzig befindet sich in der Lützner Strasse 29, 04177 Leipzig – Spielplan

 

Meyer fährt Schwarz(Taxi)

Der Herr Meyer – seines Zeichen Leipziger Buchautor – lässt sich neuerdings des nächtens durch Leipzig kutschieren. Er versucht eine andere Art von Theaterkonsum zu rekonstruieren und zwar aus dem Fond eines schwarzen Taxis. Prinzipiell scheint es etwas irritierend zu sein an verschiedene Schauplätze gegondelt zu werden und die Handlung der Geschichte aus der voyeuristischen Perspektive eines Mitfahrers, Zuhörers am Radio, aus dem Autoherausschauender mitzuerleben – aber auch wohl nicht ganz uninteressant.

 

Lücken in der Erinnerung

Unglücklicherweise schein Meyer Lücken der Erinnerung zu haben, zum Einen kann es daran liegen, dass es nicht besonders interessant war und er eingeschlafen ist oder er möchte keinem auf die Füße – der Qualität wegen – treten. Beide Varianten sprechen eher gegen einem Besuch des Stückes, der Stand des Kartenverkaufs – bis Ende März gibt’s keine Karten mehr – spricht dagegen.

Leider können wir es aus Meyers Aufzeichnungen nichts weiter entnehmen, da hilft nur eins sich selbst überzeugen -und auch wenn ich mir ins eigene Fleisch schneide (würde mal hingehen) – die nächsten Karten gibt’s im Vorverkauf ab 5.3. zu kaufen (je 16€). Jedenfalls für eine 1,5 stündige Stadtrundfahrt im luxuriösen Taxi, ist das schon mal ein günstiger Preis.

Wir werden sehen, demnächts hier….